Die Sonne geht auf
Es gibt ein wundervolles, morbides Lied von Ludwig Hirsch, das den wundervollen Titel »Die gottverdammte Pleite« trägt. In dem Song haben die Kinder den Erwachsenen den Krieg erklärt, weil ein Panzer bei einem Manöver versehentlich den Osterhasen überfahren hat. In der letzten Strophe des Liedes heißt es dazu, dass die Erwachsenen nun eingepfercht im Keller sitzen, angsterfüllt sich nicht mehr raus trauen.
“ Bis auf die Zähne bewaffnet und zitternd vor Angst, die Kerze wirft Schatten, die Kellerwand tanzt,
so hocken wir da unten und Tränen weinen wir, Tränen.
Unsere Kleinen, da draußen, verbrennen die Erde. Es kochen die Flüsse, es verdampfen die Meere,
oben am Himmel der kleine Bär, schläft auch nicht mehr.”
LUDWIG HIRSCH »Die gottverdammte Pleite«
Die Angst vor dem Virus
Nun sind es im Moment nicht unsere Kinder, die den Planeten zerstören und unbewohnbar machen, sondern in erster Linie wir selbst. Und doch erinnert mich die Situation in dem Lied an uns alle im Frühjahr 2020. Zitternd vor Angst sitzen wir zu Hause, trauen uns nicht mehr raus. Ein Virus, das wir mit bloßem Auge nicht einmal erfassen können, hält uns in Schach, verbreitet Tod und Trauer – und wir können im Moment rein gar nichts dagegen tun.
Nicht mal mehr eine Kerze auf der Bühne
Die Lage ist katastrophal – aus so vielen Gründen. Sie ist es immer, wenn Menschen sterben. Sie ist es aber auch, wenn man nicht mehr weiß, von welchem Geld man die nächste Miete bezahlen soll. Und genau dies ist, was viele Künstler und Künstlerinnen im Moment umtreibt. War da früher ein reges kulturelles Leben, ist da nun: Nichts. Kein Scheinwerferlicht mehr, nicht einmal eine Kerze. Und vor allem leiden es die am meisten, die schon vorher nicht so viel hatten. Die, die von der Hand in den Mund gelebt haben, weil Kultur machen nun mal nicht viel mehr bringt, wenn man sich allabendlich auf den kleinen Bühnen unserer Republik abmüht.
Trostloser Sonnenschein
Die nächsten Wochen und Monate werden nicht einfach. Einnahmen brechen weg, Möglichkeiten brechen weg. Die Situation auf dem eigenen Konto wird von Tag zu Tag trostloser. Dennoch – oder vielleicht gerade deshalb – wollen wir den Kopf jedoch keineswegs in den Sand stecken, sondern im Gegenteil, der aufgehenden Sonne entgegen reiten.
Es wird neue Musik geben
Auf zu neuen Ufern wird es heißen, sobald die Pandemie ihr Ende gefunden hat. Von THE DiSORDER wissen wir, dass er die viele Zeit zu Hause nutzt und an neuen Songs arbeitet. Von Zettkowski ist bekannt, dass er sowieso immer zu Hause sitzt und Lieder schreibt. Also sind wir jetzt einfach mal guter Dinge und freuen uns, dass es neue Musik geben wird, sobald das Virus die Segel zumindest so weit streckt, dass Konzerte und andere Kulturveranstaltungen wieder möglich sein werden.